Akuma und der Ruf des Herzens

Nach Lupas Tod trauerten die Jungs und ich sehr lange, vor allem Maddox. Doch daran, die Familie schnell wieder zu komplettieren, war nicht zu denken. Coronamassnahmen verboten unsinnigerweise auch Hundetrainern, zu arbeiten. Die Hilfen waren, vor allem in ihrer Folge, lächerlich und eine Unverschämtheit, die mehr Unsicherheiten als Sicherheiten brachten. Zudem hatte ich in zwei Jahren nach einer Bluttransfusion noch vier schwere Operationen hinter mich zu bringen und war froh, zumindest den Jungs einigermassen gerecht zu werden. Da gebot schon die Vernunft, nicht auf die Suche zu gehen.

Doch dann, zwei Jahre, nachdem ich Lupa hatte gehen lassen müssen, tauchte in einer der wenigen Maligruppen, denen ich auf Facebook noch folge, ein Photo auf. Es zeigte zwei dunkle Malis, die dem Threadersteller, seines Zeichens Betreiber eines Tierschutzshelters nahe Bukarest, offenbar zugelaufen waren. Da er sich mit belgischen Schäferhunden nicht auskannte, wollte er von den Mitgliedern der Gruppe wissen, ob seine Findelkinder reinrassige Malinois seien oder nicht. Es entbrannte eine Diskussion über die Notwendigkeit von Gentests versus Phänotypisierungen. Für mich hingegen war rein anhand der Optik sofort klar, dass beide Hunde reine Belgier waren.

Doch viel wichtiger: Der Blick der Hündin traf mich mitten ins Herz. Ich sah Lupa in ihr und wusste: Sie ist es. Sie ist die Nachfolgerin, die Lupa endlich gesandt hatte. Ich setzte mich also mit dem Threadersteller in Verbindung. Es folgte ein monatelanges hin und her an Zweifeln, wollen, Unsicherheit und Sicherheit. Als es am 3. September 2022 endlich soweit war, in der Sekunde, in der Akuma aus dem Auto sprang und die Jungs kennenlernte, war alles verschwunden; Zweifel, Unsicherheit, es gab sie nicht mehr. Wie vorher Lancelot fügte Akuma sich von Beginn an perfekt in die Gruppe ein und war von da nicht mehr wegzudenken. Es schien, als ob sie nie nicht dagewesen wäre.

Die folgenden drei Wochen waren die wohl glücklichsten der letzten Jahre. Die Familie war vollständig, Akuma tat sich, wie ich gehofft hatte, mit Maddox zusammen, es wurde gespielt und getobt, was das Zeug hielt. Bis das Schicksal urplötzlich Parcifal aus unserer Mitte riss. Die Trauer war immens, und Akuma lief zu Höchstform auf. Sie tröstete Lancelot, den der Tod des Freundes besonders mitnahm, sie heiterte Maddox auf und suchte permanenten Kontakt mit mir. Kurz, sie hielt das Team zusammen. Nicht nur das macht unser Mädchen zu etwas ganz besonderem, zu einem Hund, der seiner Vorgängerin problemlos das Wasser reichen kann.

Akumas Vermittlungstext übrigens wird ihrem wunderbaren Wesen nicht annähernd gerecht, und ich bin froh, dass Tobias, Akumas Finder, der so lange so geduldig mit mir verhandelte, ganz genau das in ihr sah, was gesehen werden musste.

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"Akuma kam gemeinsam mit Apollo am Neujahrstag 2022 zu uns ins Tierheim. Akuma ist eine typische Malinois-Hündin, die bei uns ein komplett rassespezifisches Verhalten an den Tag legt. Sie bindet sich sehr an ihren Halter und zeigt sich fremden Personen gegenüber sehr wachsam. Bei uns hat sie mit unserem Mitarbeiter Tobias ihre Bezugsperson gefunden. Akuma arbeitet sehr gerne und intensiv mit ihrer Nase und muss unbedingt die Möglichkeit haben sich ausreichend zu beschäftigen. Ansonsten ist Akuma eine sehr ausgeglichene Hündin, die auch mit den anderen Hunden bei uns gut zurecht kommt. Für Akuma suchen wir sehr erfahrene Halter, die Akuma ihren Anlagen nach gut betreuen und auslasten können."

Ich denke, das kriegen wir hin.

Du hast einen Mali, wenn ...

... der Hund den Ball schon fängt, wenn dieser noch in deiner Hand ist.

... der Hund die Kommandos schneller ausführt, als du sie ausgesprochen hast, vorausgesetzt, er will gerade.

... der Hund jedes vibrierende Handy innerhalb von Sekunden in eins ohne Vibrationsfunktion verwandelt.

... du nach mehrstündigem Hundesporttraining erschöpft in den Sessel fällst und dir dein Hund einen Ball vor die Füße wirft.

... dich andere Hundebesitzer bemitleiden und du nicht verstehen kannst warum.

... du an deinen Wochenenden vor Sonnenaufgang aufstehst um hunderte Kilometer zu fahren und im besten Fall mit einem Stempel in einem kleinen Heftchen zurück kommst, der Hund aber immer noch rennen will.

... du das auch noch als ganz normal und als Spaß bezeichnest.

... du nach mehreren Kilometern mit brennenden Oberschenkeln vom Fahrrad steigst und dich dein Hund mit dem "war das schon alles?"-Blick ansieht.

... alle, die nicht selbst einen Mali haben, dich für verrückt halten.

... du immer, wenn du mal ausnahmsweise allein unterwegs warst, beim zurückkommen erst mal ein Spielzeug aus dem Auto wirfst um einigermaßen sicher aussteigen zu können.

... du dir trotzdem sofort noch einen von der Sorte zulegen würdest, so dir dein Partner nicht mit Rauswurf drohen würde.

... dir gerade noch 10 Sätze einfallen, um die man diese Liste erweitern könnte.

... der Hund dir die Rosen samt Dornen in makrokleine Teilchen zerfleddert und trotz blutiger Schnauze nicht damit aufhört.

(Mali-Halters Liste, die sich beliebig fortführen ließe)