Weder böse, noch total durchgeknallt

Drohender Hund

Wer kennt das nicht? Keifende Hunde, scheinbar hoffnungslos ineinander verkeilt. Es töst wie sonst nur anläßlich einer Götterdämmerung. Doch plötzlich, aus heiterem Himmel ist, zum Erstaunen der anwesenden Menschen, Schluß und zwar ganz ohne Tote oder auch nur Verletzte.

Der Zweibeiner steht und staunt. Wie kann das sein? Eben noch sahen die Kontrahenten aus, als wollten sie sich gegenseitig umbringen, und jetzt hat nicht einmal einer eine Schramme abgekriegt. Nicht einmal mehr gram scheinen sich die "Krieger" noch zu sein.

Die Antwort ist einfach. Hundliche Aggression macht uns Menschen zwar oft hilflos - für unsere Vierbeiner jedoch ist sie schlicht ein Mittel der Kommunikation. Durch ein Höchstmaß an klaren Spielregeln und eine starke Ritualisierung stellt sie eine wunderbare Form des "gentlemen's agreement" dar und dient eigentlich nur einem Zweck: Beschädigungen bzw. Verletzungen zu verhindern.

Was übrigens genauso für uns Menschen gilt. Ein knurrender, drohender oder gar schnappender Hund "spricht" auch mit uns. Er "sagt" uns, daß er sich bedroht fühlt, vor etwas Angst hat oder etwas, das er besitzt und das ihm wichtig ist, nicht hergeben will. Der "Aussagen" sind gar viele. Wir müssen sie nur verstehen wollen.

Hierzu ist es allerdings zumeist erst einmal nötig, uns von Vorurteilen freizumachen. Zu oft haben wir aggressives Verhalten einfach mit dem Etikett "schlecht" versehen und brechen den Stab über etwas, dessen wir selbst uns seltsamerweise absolut selbstverständlich bedienen, wenn wir brüllen, schreien und streiten. Statt jedoch einmal an der richtigen Stelle von uns auf unsere Hunde zu schließen, unterziehen wir sie fleißig Wesenstests, die nicht einmal im Ansatz ihr Wesen testen.

Abgefragt werden lediglich Eigenschaften, die Menschen an Hunden "haben" wollen.

Wir brandmarken sogenannte "Kampfhunde" und bezeichnen sie als Monster und definieren "normales Hundeverhalten" vollkommen "frei Schnauze", allerdings garantiert absolut unhundlich.

Wir bestimmen, ob ein Hund "gut" oder "böse" ist, und stricken dafür auch gleich die passenden Gesetze. Die verlangen auf der einen Seite die artgerechte "Haltung" eines Hundes, veordnen auf der anderen jedoch höchst artungerechte Leinenzwänge und, ganz ohne Ansehen des Individuums per "juristischer Sippenhaft", auch gerne mal kollektiv Maulkörbe. In dubio pro reo - für unsere Hunde gilt vieles, nur dieser rechtsstaatliche Grundsatz nicht.

Wenn wir Menschen einen Hund bei uns aufnehmen, übernehmen wir in erster Linie Verantwortung und eine Reihe von Verpflichtungen. Dafür Bewußtsein zu schaffen, ist eins der Anliegen von aggressionshund.de.

Es ist dieser Site darum zu tun, Bezugsmenschen nicht nur aggressiver Hunde vor Augen zu führen, daß wir unsere Hunde in eine Gesellschaft "werfen", der völlig andere Spielregeln zugrunde liegen als einer hundlichen. Sämtliche Gepflogenheiten unserer Menschenwelt sind ihnen fremd, nicht selten werden sie für sie völlig unverständlich bestraft, wenn sie sich einfach nur wie Hunde verhalten.

Wir müssen unseren Vierbeinern unsere Welt hundlich verständlich erklären. Denn obwohl Hunde in vielerlei Hinsicht Anpassungskünstler sind - unsere Sprache können sie nicht erlernen. Wir müssen uns für sie verständlich "ausdrücken", weil wir sie nur so in die Lage versetzen, uns Vertrauen entgegenbringen und sich an unserer Seite wohl- und zurechtzufinden.

"Gott wünscht, daß wir den Tieren beistehen, wenn sie der Hilfe bedürfen ...

... Ein jedes Wesen in Bedrängnis hat gleiches Recht auf Schutz. Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns gleich gestellte Werke des allmächtigen Schöpfers - unsere Brüder."

(Franziskus von Assisi, 1182-1226)

*Anmerkung: Auch dieses Tier lebte nicht im Ausland, sondern mußte mitten in Deutschland von Tierschützern befreit werden.