G'lupa de la Noire Alliance, 'la dame de coeur'

Nachdem mein geliebter belgischer Gefährte Athos über die Regenbogenbrücke hatte gehen müssen, war klar gewesen: Der Platz, den er verlassen hatte, würde wieder von einem 'Belgier in Not' besetzt werden.

Wenn man einen solchen Beschluß gefaßt hat und 'verkündete', warten zu wollen, bis ein solcher Not-Belgier einen findet, dann ... wartet man nicht lange. Nicht nur, daß zwei liebe Freundinnen -zunächst ohne mein Wissen- die Belgier-in-Not-Seiten durchstöberten und diverse Kleinanzeigenmärkte unsicher machten (hier bieten kleinere Tierschutzorgas ihre Notfelle nicht selten an, um ein breiteres Publikum zu erreichen), es erreichten mich auch verschiedene Hilfegesuche, kaum war "in der Belgier-Szene" bekannt, daß bei mir ein Tierschutz-Mali-Platz zu besetzen sein könnte.

Schnell war ich also mit der Frage konfrontiert: Halte ich mein Versprechen, daß ich Athos gegeben hatte, sofort oder muß/will ich länger trauern, verarbeiten ... was auch immer. Letztlich war es jedoch die große Not, die sichtbare Not gerade der Hunde der von mir so geliebten Rasse, die im Tierschutz landen, die mich veranlaßte, sehr schnell Herz und Haus zu öffnen.

Und so traf ich Lupa, die tatsächlich aus Belgien stammende Belgierin, die bei ihrem vorherigen Halter gebissen hatte und deshalb hatte eingeschläfert werden sollen. Ein junges deutsches Pärchen hatte sie vor diesem Schicksal bewahrt und von einem luxemburgischen Millionär, der sie statt mit Leine mit "Tacker" geführt hatte, übernommen. Was ich wußte, war, daß man kaum mit ihr gearbeitet hatte, daß sie auf den ersten Spaziergängen nach ihrer Rettung nie die Ohren hochgestellt hatte, aus Angst, daß doch noch ein Stromschlag kommen könnte. Was ich vermutete, war, daß hier jemand sich einen Hund einer Rasse angeschafft hatte, die er falsch einschätzte, daß hier ein Hund vollständig unterfordert gewesen war, der denken und arbeiten hätte müssen - die klassische "Mali beißt am Ende"-Geschichte ihren Lauf genommen hatte, wenn man so will.

Was für mich einzig zählte, war jedoch: Ich hatte ihre Augen gesehen. Und die sind es immer, die überzeugen, das galt bei Ben und bei Athos, meinen Seelenhunden, gleichermaßen, ebenso wie bei Seppl und Ilias, die sicher auch nicht geblieben wären, wenn nicht letztlich ihre Blicke hatten mich ins Herz getroffen und mir jede Entscheidung aus der Hand genommen hätten. Ich denke, so wird es auch immer wieder sein, wenn ein neuer Hund den Weg zu mir finden soll, es ist einfach ein Kriterium, auf das ich mich verlassen kann.

Auf dem Bild, das ich von Lupa gesehen hatte (oben links, rechts ist zu sehen, wie sie heute 'aus den Augen guckt'), hatte ich gleichsam auch ihre Seele gesehen und eben auch Athos, meinen Heldenhund, wiedererkennen können. Mitten ins Herz war ich damals wie heute getroffen gewesen, und so war es keine Frage. Ich reiste nach Bonn. Genauer: nach Königswinter. Denn Lupa wohnte hinter Trier, eine Reise, die sehr weit gewesen wäre, doch verkürzt wurde, weil die Pflegeeltern, nachdem sie mit mir gesprochen und meine Websites gesehen, von der Geschichte der Jungs erfahren hatten, ebenfalls ein starkes Gefühl hatten: Das, daß Lupa bei mir gut aufgehoben sein würde.

Wir trafen uns, ich stellte Lupa nicht nur den Jungs, sondern auch einigen Hunden befreundeter Menschen vor und ... war, wie meine Freundin Liese mir erklärte, kaum hatte ich mich auf Lupa eingelassen, weit, weit weg. Ja, ich "befragte" Athos, und es geschah etwas Seltsames. Ich dachte an ihn, und es tat nicht weh. Es verklärte den Blick und wunderschöner Erinnerung, aber es schmerzte nicht mehr wie die Tage zuvor. Ich sah seine Augen vor dem geistigen meinen, schaute Lupa an und wußte: Sie ist es.

Ich wollte eigentlich keine Hündin, das hatte ich immer wieder gesagt und auch gefühlt. Aber: Dieser Hund schien mir wie eine Fortsetzung von Athos, eine würdige Nachfolgerin für einen so wunderbaren Seelenhund.

Und so lag das Mädel am Abend des 17. Oktober im Schlafzimmer in ihrer Kudde, wo sie in der Nacht eng neben meinem Bett, meine Hand stets auf ihrem Fell, behütet schlief.

Auch an den Folgeabenden zog sie sich dorthin zurück. Offenbar hatte sie jede Menge Ruhe und Schlaf nachzuholen. Kaum jedoch betrat ich den Raum, freute sie sich regelmäßig ein Loch in den Bauch, wollte schmusen, kuscheln, körperkontakten. Und kam sogar, wenn ich zurück ins Kaminzimmer und an den PC ging, wo die Jungs um mich herum schliefen, in ihrem neuen Nest zur Ruhe.

Mittlerweile geht das Mali-Mädel mit "in den Dienst" und begleitet mich, um zu schauen, wie umweltsicher sie ist und um ihre Grundausbildung voranzutreiben, auch sonst sehr oft. Lupa zeigt sich Menschen gegenüber sehr sozial, mit Artgenossen grundsätzlich ebenfalls, allerdings kommt es vor, daß sie mali-typisch ausrücken und die Lage klären möchte. Ebenso mali-typisch benötigt sie viel ruhige und souveräne Führung. Bekommt sie die, freut sie sich nicht nur über jede Ansprache, sondern ist ein angenehmer, sicherer Begleiter, der bereits nach kurzer Zeit extrem meine Nähe sucht und sich stark an mir orientiert.

Von den Jungs ist sie mittlerweile weitgehend akzeptiert, Seppl wird immer neugieriger, in Ilias ist sie verliebt, nur Ben ist "Frau im Haus" noch nicht ganz geheuer. Zeige ich beiden Hunden, daß sie nichts regeln müssen, habe ich einen zufriedenen Senior und einen nicht minder zufriedenen Mali neben mir, beide glücklich, daß ein menschlicher Beschützer da ist, der abschirmt und nicht alleine läßt.

Ob Lupa schutzdienstgeeignet ist bzw. inwieweit sie "Trieb" hat, wird sich zeigen. Bei der Entscheidung, sie und keinen anderen Belgier aufzunehmen, war die Frage danach seltsamerweise plötzlich gar nicht mehr wichtig. Denn was ich wußte und weiß, ist: Sie ist es, sie sollte es sein, egal, was kommt, und der Kleinen ein so schönes Leben zu zeigen wie Athos es hatte - das allein wäre eine ausgesprochen lohnende Aufgabe, wie ich finde.

Du hast einen Mali, wenn ...

... der Hund den Ball schon fängt, wenn dieser noch in deiner Hand ist.

... der Hund die Kommandos schneller ausführt, als du sie ausgesprochen hast, vorausgesetzt, er will gerade.

... der Hund jedes vibrierende Handy innerhalb von Sekunden in eins ohne Vibrationsfunktion verwandelt.

... du nach mehrstündigem Hundesporttraining erschöpft in den Sessel fällst und dir dein Hund einen Ball vor die Füße wirft.

... dich andere Hundebesitzer bemitleiden und du nicht verstehen kannst warum.

... du an deinen Wochenenden vor Sonnenaufgang aufstehst um hunderte Kilometer zu fahren und im besten Fall mit einem Stempel in einem kleinen Heftchen zurück kommst, der Hund aber immer noch rennen will.

... du das auch noch als ganz normal und als Spaß bezeichnest.

... du nach mehreren Kilometern mit brennenden Oberschenkeln vom Fahrrad steigst und dich dein Hund mit dem "war das schon alles?"-Blick ansieht.

... alle, die nicht selbst einen Mali haben, dich für verrückt halten.

... du immer, wenn du mal ausnahmsweise allein unterwegs warst, beim zurückkommen erst mal ein Spielzeug aus dem Auto wirfst um einigermaßen sicher aussteigen zu können.

... du dir trotzdem sofort noch einen von der Sorte zulegen würdest, so dir dein Partner nicht mit Rauswurf drohen würde.

... dir gerade noch 10 Sätze einfallen, um die man diese Liste erweitern könnte.

... der Hund dir die Rosen samt Dornen in makrokleine Teilchen zerfleddert und trotz blutiger Schnauze nicht damit aufhört.

(Mali-Halters Liste, die sich beliebig fortführen ließe)